
Demo gegen Rechtsextremismus im Juli 2024 anlässlich des Besuchs von Martin Sellner. | Foto: Daniela von Treuenfels
Der AfD-Politiker Maximilian Krah war zum 22. Mai angekündigt zu einem Besuch in die selbsternannte „Staatsreparatur“ in Lichterfelde. Die örtlichen Antifaschisten rufen trotz Terminverschiebung auf zur Demonstration gegen Rechtsextremismus ab 19 Uhr am Jungfernstieg.
Andreas Wild hat Freude an der Provokation. „Der Ort, wo Martin Sellner in Berlin auftreten kann“, so bewirbt er seinen Veranstaltungsort am Jungfernstieg in Lichterfelde Ost. Seine selbsternannte „Staatsreparatur“ ist für den ehemaligen AfD-Politiker immer mal wieder Bühne für Rechtspopulisten und Rechtsextreme. Wobei er gerne jenen eine Heimat bietet, die wie er selbst Positionen vertreten, die selbst dem parlamentarischen Arm der Neuen Rechten zu extrem sind. Wild hat lange gegen seinen Parteiausschluss gekämpft und am Ende verloren. Als Netzwerker ist er nach wie vor sehr umtriebig.
Nun also Maximilian Krah. Seit März 2025 gehört er dem Deutschen Bundestag an, sein Direktmandat holte er mit beachtlichen 44,2 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis Chemnitzer Umland. Seinen Wählern gefällt offenbar, was andere für problematisch halten: seine Nähe zu Russland und China und Vorwürfe, aus beiden Ländern finanzielle Zuwendungen erhalten zu haben. Einige seiner Mitarbeiter stehen unter Spionageverdacht. Die Staatsanwaltschaft Dresden hat vor Kurzem offiziell ein Ermittlungsverfahren wegen Bestechlichkeit im Amt und Geldwäsche eingeleitet.
Wenn man innerhalb der AfD so etwas wie „gemäßigte“ Akteure sehen mag, gehört Maximilian Krah gewiss nicht zu ihnen. Die Haltung des promovierten Juristen und achtfachen Vaters zu „Umvolkung“, seine Islamophobie, seine völkische Vision von Europa oder seine Äußerungen gegen queere Menschen sind vielfach beschrieben und dokumentiert.
Krah gehörte ab 1991 zunächst der Jungen Union und ab 1996 der CDU an, aus der er 2016 aus- und der AfD beitrat. Seit 2019 gehörte er dem Europäischen Parlament an, wurde aber wegen abweichender Positionen mehrmals zeitweise aus der AFD-Delegation ausgeschlossen. Trotzdem machte ihn die Partei zu ihrem Spitzenkandidaten für die Wahlen zum Europäischen Parlament 2024. Wegen der anhaltenden Korruptionsvorwürfe durfte er keine Wahlkampfauftritte absolvieren. Die AfD-Gruppe im EP schloss ihn gleich nach der Wahl aus. Krah nahm nun sein Bundestagsmandat an, sein Mandat im Europaparlament legte er nieder.
Eingeladen wurde Maximilian Krah von der Berliner Burschenschaft Libertas, die erst seit 2021 existiert. Sie ist damit die jüngste Studentenverbindung der Hauptstadt.

Foto: Lichterfelde weltoffen
Gastgeber Andreas Wild dürfte über die wiederholte angekündigte Demonstration vor seinem Ladenlokal am Jungfernstieg nicht erfreut sein. Zwar kündigt er die Veranstaltung vermeintlich amüsiert auf der Internetpräsenz der „Staatsreparatur“ an. Doch vergleichbare Aktionen haben ihn bisher sichtlich gewurmt. So kann er beispielsweise den Anblick einer Regenbogenfahne nur schlecht ertragen – das Ding musste im letzten Jahr sofort weg. Wild ist auch wenig erbaut von Kreidemalaktionen von antifaschistischen Familien. Die Bilder wurden in der Vergangenheit nach Beendigung des Geschehens umgehend weggekärchert.
Der neue Termin für die Veranstaltung mit Maximilian Krah ist der 10. Juli.
Daniela von Treuenfels
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