Festgottesdienst 125 Jahre Pauluskirche, Altar mit dem Triptychon der Kita-Kinder. | Foto: Daniela von Treuenfels

 

Mit einem Festgottesdienst feierte die Paulusgemeinde am Pfingstsonntag das 125jährige Bestehen ihres Kirchengebäudes.

Volles Haus zum festlichen Anlass: In dem am 2. Juni 1900 eingeweihten Kirchenbau in Backsteingotik waren alle Plätze besetzt, und die Gemeinde spannte mit ihrem Gottesdienst einen Bogen von der Tradition bis zur Moderne.

„Großer Gott, wir loben dich, Herr, wir preisen deine Stärke“ – so klang es, als die Gemeindeglieder vor 125 Jahren die Einweihung ihrer neuen Kirche feierten, und so klang es auch am Sonntag. Auch das Vaterunser und die Fürbitten fehlen seit Jahrhunderten in keinem Gottesdienst. Und, natürlich, die Predigt. Gediegen, schwer, ernsthaft wird das damals gewesen sein – ganz anders als heute.

Am Pfingstsonntag gab es den „Gottesdienst für alle“, vom Greis bis zum Säugling. Und während die einen sorgsam die Gehhilfe verstauten, wimmerten sich die Babies in den Schlaf. Hinter dem Altar leuchtete ein großes Triptychon, gemalt von den Kindern der beiden Paulus-Kitas.

Beifallsbekundungen nach den Worten des Geistlichen hätten früher wohl Schimpf und Schande über den so sehr Begeisterten gebracht. Dieses Mal gab es Applaus für die fulminante Festpredigt des Bischofs Christian Stäblein. Mit einem imaginären Luftballon und teils direkt zu den Kindern am Fuße der Kanzel sprechend nahm der Theologe die Gemeinde mit auf eine Reise durch die Geschichte:

 

Volles Haus zum Festgottesdienst: 125 Jahre Pauluskirche und „FF – Fröhliche Pfingsten!“ | Foto: Daniela von Treuenfels

 

Wie Lichterfelde die alte Dorfkirche zu klein wurde, nachdem Das Dorf von wenigen hundert auf über 20.000 Menschen angewachsen war. Wie über einen Standort debattiert wurde und dann Kaiserin Auguste Viktoria, die „Kirchenjuste“ ein Machtwort sprach: warum nur eine Kirche bauen, wenn man auch drei haben kann. So entstanden etwa zur gleichen Zeit die Paulus, die Petrus- und die Johanneskirche.

Beim Architekturwettbewerb für die Pauluskirche setzte sich Fritz Gottlob mit seinem Konzept „Schlicht“ durch. Wie auf Bildern in der aktuell erschienenen Festschrift zu sehen ist, war das Haus sehr viel dunkler gestaltet als heute. Der Altar ist jetzt mehr in die Mitte gerückt, alle Teile sind beweglich, um verschiedenen Formen wie beispielsweise der „Familienkirche“ mehr räumliche Möglichkeiten zu verschaffen. Die Kanzel ist nicht mehr in der Mitte über dem Altar, sondern seitlich.

Von hier sprach am Sonntag der energiegeladene Bischof in einer Weise, die jeden Poetryslammer blass aussehen lässt. Während der imaginäre Ballon nach oben steigt, streift Stäblein die Rosette, das farbig verglaste Fenster und heutige Logo der Paulusgemeinde, um danach deren Angebot zu preisen: die Gottesdienste, die Andachten, die Familienkirche und die Kirche für Alle. Die Sommerserenade, das Dorfkirchensommerfest, der Adventsbasar. Die Fördervereine, die Kantorei, der Besuchsdienst…

Die Jugendarbeit.

Die Arbeit mit jungen Menschen macht sich bezahlt bei Paulus. Die Kitas werden stark nachgefragt, der Jugendkeller ist eine Institution, die Stelle für ein Freiwilliges soziales Jahr wird jährlich aus den eigenen Reihen besetzt. Rund 85 Konfirmanden sind es in jedem Jahr, in diesem Jahr sogar 100.

Ist das eine Trendwende? Wächst die Kirche wieder, nachdem sie in den vergangenen Jahren Mitglieder verloren haben? Qua Amt ist Bischof Stäblein zuständig für die Hoffnung. Herzlichen Glückwunsch, sagt er, und alles Gute für die nächsten 25 Jahre. Mindestens. Und verabschiedet sich mit einem fröhlichen „FF – Fröhliche Pfingsten!“

Daniela von Treuenfels

 

Rosette in der Pauluskirche. | Foto: Daniela von Treuenfels

 

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